Die indianische Medizin aus dem Amazonasgebiet wurde lange Zeit bekämpft, weil sie als okkultistisch galt und vom Aussterben bedroht war. Heute findet sie wieder ihren rechtmäßigen Platz im Spektrum der alternativen Therapien.
In Brasilien, Mexiko, Bolivien, Peru, Ecuador und Französisch-Guayana gibt es eine Vielzahl von Varianten der indianischen Medizin, die von Völkern wie den Matsés, Guaranis, Waorani, Quechuas und Wayãpi praktiziert werden.
Jetzt gibt es medizinische Zentren wie Takiwasi in der Provinz San Martín in Peru, die sich auf dieses traditionelle Wissen stützen und es mit konventionellen Praktiken kombinieren. “Es ist einige Jahrzehnte her, dass diese Medizin “aus dem Wald” kam und von Personen praktiziert werden kann, die von den lokalen Heilern dazu befähigt wurden.
Und sie verbreiten sich heute im Westen, so wie es bei Yoga und Meditation der Fall war. Es sind uralte Weisheiten, die sich selbst dekonditioniert haben”, erklärt der Meditationslehrer Jonathan Lehmann, der diese Kulturen erforscht hat und seine Erfahrungen in seinem Buch Tagebuch eines schamanischen Reisenden (HarperCollins Verlag) beschreibt.
Ein ganzheitlicher Ansatz
Die Amazonasmedizin ist zwar vielfältig, hat aber eine einzigartige Philosophie. Sie ist nämlich ein ganzheitlicher Ansatz, der den leidenden Menschen in seiner Gesamtheit betrachtet, sowohl in seinen körperlichen, emotionalen, mentalen und spirituellen Dimensionen als auch in den Beziehungen, die er zu seiner Umwelt unterhält. Um seine Beschwerden zu behandeln, muss man also den Organismus auf diesen verschiedenen Ebenen heilen, aber auch darauf achten, seine Beziehung zu anderen Menschen und zur Natur, die als “Kosmos” bezeichnet wird, zu verbessern.
Diese vollständige Ausrichtung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Rückkehr zur vollen Gesundheit. “Es ist eine therapeutische Arbeit, um sich selbst und seine Verletzungen zu verstehen. Diese Hilfe zur Selbstbeobachtung ist nützlich, weil die meisten von uns sich selbst nicht kennen und nicht wirklich lieben”, bemerkt Jonathan Lehmann.
Kein weißer Kittel, sondern ein Schamane